Trecker legen zeitweise Verkehr lahm

Die demonstrierenden Bauern mit ihren Trecker-Konvois haben gestern Nachmittag für massive Verkehrsbehinderungen in der Region gesorgt. Beispielsweise waren zeitweise B1 und A40 in Richtung Kreis dicht und Zufahrten zur B1 in Unna und zur A40 in Dortmund gesperrt, um die Konvois vorbeizulassen. Das ganz große Chaos ist auf der B1 am Abend aber ausgeblieben.

© Polizei Duisburg

Eigentlich sollten gut 700 Trecker, die in einem 12 Kilometer langen Konvoi von Essen aus nach Dortmund unterwegs waren, geschlossen weiterfahren in Richtung Hamm. Die Gruppe hat sich aber auf dem Weg aufgelöst, nur noch rund 200 Traktoren kamen mit mehr als vier Stunden Verspätung in Dortmund an und verteilten sich dann weiter. Die hammer Polizei spricht von insgesamt 550 Traktoren im Stadtgebiet. Heute kommen die Landwirte in Berlin zu einer großen Kundgebung zusammen.


Gülleverordnung, Pflanzenschutz, Tierwohl - für die Bauern ist die

Liste der Ärgernisse lang. Um ihrem Unmut Luft zu machen, haben sie

die Motoren ihrer Traktoren angeworfen.


Düsseldorf (dpa/lnw) - Bauern aus ganz Nordrhein-Westfalen sind am

Montag mit ihren Traktoren aus Protest gegen die Agrarpolitik in

Kolonnen durch den Straßenverkehr gefahren. Gegen Mittag zählte die

Polizei landesweit rund 1200 Fahrzeuge, die auf verschiedenen Routen

unterwegs waren.


Besonders viele Traktoren bewegten sich am Nachmittag durch das

Ruhrgebiet. Die Dortmunder Polizei erwartete etwa 730 Fahrzeuge, die

in einem 12 Kilometer langen Konvoi von Essen aus auf dem Weg

waren. Anders als geplant, fuhren die Landwirte aber nicht im Konvoi über die B1 und

Aplerbeck in Richtung Unna und Hamm, sondern stoppten mit mehr als vierstündiger

Verspätung in Dortmund am Parkplatz F2 (Buschmühle). Dort löste sich die

Demonstration ab 19.25 Uhr wieder auf. Die Polizei begleitete die Trecker über

die B54, die B1 und die B236 bis zur Stadtgrenze Dortmund/Lünen.


In Dortmund kamen aus Essen schließlich ungefähr 200 und aus

Soest etwa 170 Trecker an, wie die Polizei am Abend berichtete. Die

Polizei sperrte mehrere Abfahrten der A40, damit die Autofahrer nicht

auf den Konvoi stießen und zusätzlicher Stau entstand.


Zuvor waren Hunderte Traktoren bereits in Essen und Bochum durch die

Innenstädte gefahren. Die Bochumer Polizei berichtete von

erheblichen Verkehrsstörungen. «Halten Sie durch!», munterte sie über

Twitter die Autofahrer auf. In Unna wurden zeitweise die

Zufahrtsstraßen zur B1 in Richtung Werl gesperrt. «Vielen Dank für

die Geduld aller Verkehrsteilnehmer», erklärte am Abend die Polizei.


Viele Bauern sehen unter anderem durch Vorgaben beim Einsatz

von Düngemitteln, beim Pflanzenschutz und bei der Tierhaltung ihre

Betriebe in Gefahr - und sich in ein schlechtes Licht gerückt. «Wir

sind keine Tierschänder und Umweltverschmutzer», heißt es auf der

Homepage der Organisatoren der Proteste. Am Dienstag ist eine

Kundgebung der Bauern in Berlin geplant.


In Düsseldorf forderte Nordrhein-Westfalens Agrarministerin Ursula

Heinen-Esser (CDU) Verbraucher und Handel auf, ihrer Verantwortung

für eine nachhaltige und auskömmliche Landwirtschaft gerecht zu

werden. «Wir schaffen nur dann mehr Tierwohl, wenn tatsächlich die

Preise stimmen», sagte Heinen-Esser vor Bauern.


Die Verbraucher seien gegen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und

forderten mehr Tierwohl. «Aber sie rennen gleichzeitig zu den

Discountern und wollen möglichst wenig für Fleisch und sonstige

Produkte bezahlen», kritisierte die Ministerin. Das könne nicht

funktionieren. «Wer mehr will, der muss dafür bezahlen», betonte die

Ministerin.


Heinen-Esser kündigte eine Initiative gegen den Verkauf

von Agrarprodukten unter dem Einstandspreis an. «Das wird ein harter

Ritt werden - aber das müssen wir durchziehen.» Ohne faire Preise

könne das System nicht funktionieren, betonte die Ministerin.


Die Organisatoren vom Netzwerk «Land schafft Verbindung» rechnen für

den ganzen Tag mit einigen Tausend Teilnehmern, die mit ihren

Traktoren bei je einer der Etappen dabei sein wollten. Zielpunkt war

am Nachmittag Bielefeld. In Köln fuhren Bauern auf die Domplatte, wo

die Landmaschinen gesegnet wurden. «Ohne Landwirtschaft wärst Du

hungrig, nackt und nüchtern», stand dort auf einem Transparent auf

einem Traktor.


Die Bauern fordern mehr Mitsprache bei der Agrar- und

Klimagesetzgebung des Bundes. «Wir werden zu wenig beteiligt. Ein

Umsteuern geht nur zusammen mit den Verbrauchern», sagte ein Sprecher

der Bauern.


Bis zum Mittag seien keine größeren Behinderungen durch die

Traktorkonvois gemeldet worden, berichtete die Bielefelder Polizei.

«Um die Veranstaltungsorte herum ist es ein bisschen drubbelig»,

sagte ein Sprecher. Zwischenfälle seien ihm nicht bekannt.

© Antenne Unna
© Antenne Unna

Weitere Meldungen